Betrachtet man die Entwicklung des Familienunternehmens Henze BNP klingt es wie eine große Erfolgsgeschichte. Von 1 Mann auf 50. Von 9 m2 auf 3500 m2. Vom gefrästen Bauteil zum selbstgepressten Sinterkörper. Doch ganz so einfach wie es scheint, war es nicht immer…
Die Geschichte der heutigen Henze BNP AG beginnt mit Peter Henze.
Der in Nordrhein-Westfalen geborene Peter Henze startete 1980 seine berufliche Karriere beim Elektroschmelzwerk (ESK) in Kempten. Dort baute er den Bereich der Bruchmechanik und der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung auf und aus. Dabei kam er zum ersten Mal mit dem Werkstoff Bornitrid in Kontakt.
Nach einigen Jahren beim ESK entschied sich Peter Henze 1992 seinem aktuellen Arbeitgeber den Rücken zu kehren und eine neue Stelle anzutreten. Doch nach wenigen Monaten merkte er, dass diese Entscheidung nicht richtig war und kündigte. Eine Rückkehr zum ESK wurde ihm aufgrund eines Einstellungsstopp verwehrt. Was zu diesem Zeitpunkt für Peter Henze nach einer Fehlentscheidung aussah, legte den schicksalshaften Grundstein für die Gründung seines Unternehmens.
Dabei wollte Peter Henze selbst nie Unternehmer sein. Allerdings galt er durch seine Spezialisierung in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung auf dem Allgäuer Arbeitsmarkt als nicht vermittelbar.
Eine andere geeignete Arbeitsstelle in Kempten finden? Quasi unmöglich. So entschied sich Peter Henze im November 1993 als selbstständiger Vertriebspartner für das ESK aufzutreten. Die Geburtsstunde der heutigen Henze Boron Nitride Products AG.
Geschäftsstart des Unternehmens war im 9 m² großen Hauswirtschaftsraum der Familie. Dieser wurde kurzerhand in ein Büro umfunktioniert, der Hausflur diente als Lager. Unter einem Schleppdach im Freien sägte Peter Henze seine ersten Bornitrid-Bauteile. Die Anfangsjahre waren für die Henze BNP AG keine einfachen. Manchmal wartete Peter Henze tagelang auf den nächsten Kundenkontakt und die Zukunftssorgen ließen den vierfachen Vater nachts oft nicht schlafen. Doch Aufgeben kam für Peter nie in Frage. Sein Glaube an den Werkstoff und dessen Eigenschaften trieben ihn immer weiter voran und nach den anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich die Auftragslage zunehmend positiv. So positiv, dass Peter 1995 eine Werkstatt bauen wollte, um Platz für eine Säge zu haben, doch die Bank verweigerte ihm dafür den Kredit. Deshalb baute er kurzerhand selbst eine Holzhütte an das Familienwohnhaus an. Und wie es sich für ein echtes Familienunternehmen gehört, packten hier alle mit an.
Die positive Entwicklung des Unternehmens setze sich fort und 1997 stellte Peter Henze seinen ersten Mitarbeiter ein – Johann Bentele. Hans (wie ihn alle nannten) blieb Henze BNP über 25 Jahre treu und trat 2022 seinen wohlverdienten Ruhestand an.
In den darauffolgenden Jahren stieg sowohl das Auftragsvolumen, als auch die Anzahl an Maschinen und Mitarbeitenden. Die Holzhütte als provisorische Betriebsstätte reichte nicht mehr aus und so zog das Unternehmen 1998 in den COMETA-Technologiepark in der Heisinger Straße in Kempten.
Das Geschäft florierte und wuchs. Die Auftragslage entwickelte sich weiter positiv. Bis zum schicksalhaften 11. September 2001. Der Terroranschlag auf das World Trade Center in New York stürzte die ganze Welt in eine massive Wirtschaftskrise.
So kam nach Jahren kontinuierlichen Erfolges die erste große Krise für Henze BNP. Der Umsatz brach ein und Entlassungen drohten. In dieser schweren Zeit zeigte sich der große Zusammenhalt im ganzen Team. Durch einvernehmliche Gehaltskürzungen auf Zeit, verbunden mit Arbeitszeitkürzungen aller Angestellter, musste niemand entlassen werden und das Unternehmen ging gestärkt aus der Krise hervor.
Bis zu diesem Zeitpunkt agierte Henze BNP nur im deutschsprachigen Raum. Die Wirtschaftskrise machte Peter Henze deutlich, dass sich das Unternehmen für eine sichere Zukunft international breiter aufstellen muss. Daraufhin holte er Verstärkung in das Vertriebsteam und besuchte fortan internationale Messen.
In den nächsten Jahren wuchs das Unternehmen weiter an, agierte zunehmend auf globaler Ebene und legte den Fokus auf das gesamte Spektrum vom Bornitrid-Pulver bis zum fertigen Sinterbauteil.
Doch vor internationalen Krisen ist kein Unternehmen sicher. Nach der Wirtschaftskrise 2001 folgte nur sieben Jahre später der große Börsencrash und eine globale Bankenkrise. Die ganze Welt kam ins Straucheln, so auch Henze BNP.
Im Jahr 2009 musste das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 28 % verkraften. Doch auch wie in der Krise zuvor, hielt der große Zusammenhalt der ganzen Belegschaft das Unternehmen über Wasser. Henze BNP nutzte diese Phase sogar für weitere Investitionen im Maschinenbereich.
2012 übernahmen zwei Söhne von Peter Henze – Matthias und Christoph Henze – die Geschäftsführung. Damit leitete Peter Henze bereits früh die reibungslose Übergabe seines Unternehmens ein.
Bereits zu dieser Zeit platzte das Unternehmen (im übertragenen Sinnen) aus allen Nähten. Der Technologiepark wurde zu klein und so kaufte Henze BNP ein 10.000 m2 großes Grundstück im nahegelegenen Lauben. Auf diesem Grundstück baute das Unternehmen sein heutiges Firmengebäude. Im Januar 2014 konnte der Neubau bezogen werden, der zuletzt 2022 vergrößert wurde. Auf nun mehr 3.500 m2 entwickelt, produziert und verkauft Henze BNP hexagonale Bornitrid-Produkte an internationale Kunden und erweiterte zuletzt seine Wertschöpfungskette durch den Kauf einer eigenen Heißpresse.
Heute – 30 Jahre nach der Gründung im Hauswirtschaftsraum der Familie – verzeichnet Henze BNP rund 14 Millionen Euro Umsatz, verfügt über einen hochmodernen Maschinenpark, presst eigene Sinterkörper und beschäftigt über 50 Mitarbeitende.
Auch wenn die ersten Jahre der Gründung für Peter Henze und seine Familie keine einfachen waren, hat der Ehrgeiz und der starke Zusammenhalt des Teams am Ende eine überaus erfolgreiche Geschichte geschrieben. Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist.